Herkunft und Entwicklung des Namens, der Wappen und des Geschlechtes

Es war jeher so, dass man innerhalb der Verwandtschaft und Freundschaft einander nur mit dem Taufnamen anredete. In der Zeit als unser Land noch schwach besiedelt war und die Leute in Sippen beieinander wohnten, genügte er auch ausserhalb der engen Familienbande, so dass ein Beiname nicht nötig war. Anders wurde es, als die Bevölkerungszahl stieg, somit Handel und Wohnortsverlegungen sich mehrten. Man begann vornehmlich in kirchlichen aber auch in weltlichen Kreisen zunehmend schriftlich miteinander zu verkehren. Dazu kam noch die Mischung infolge Einwanderung. So wurde mit der Zeit ein Zuname notwendig, aus dem sich dann der feststehende und von den Nachkommen übernommene Geschlechtsname entwickelte, der den Vor- oder Taufnamen an Bedeutung immer mehr übertraf. Das Nächstliegende, eine Person durch einen Beinamen näher zu bezeichnen war, sie nach dem Ort zu benennen, aus welchem sie kam oder wo sie wohnte. Deshalb können wir mit einiger Sicherheit annehmen, die Lokalnamen gehören zu den ältesten Geschlechtsnamen (Zwahlen, Bollliger, von Däniken, Basler, Augsburger etc.). Als dann die verschiedenen Handwerke sich ausbildeten und die Familie nicht mehr in jeder Beziehung Selbstversorger war, kam es sozusagen von selbst, dass der Name des Handwerks, das einer betrieb, zum bleibendem Familiennamen wurde, auch wenn die Nachkommen einer anderen Beschäftigung oblagen (Müller, Gerber, Sattler, Sutter vom lat. sutor = Schuster). Auch das Aussehen (Hasenfratz) und selbst der Charakter (Spinhirni) der Menschen dienten der Namengebung. Taufnamen wandelten sich zu Geschlechtsnamen (Konrad beispielsweise zu Kuoni oder Cueni) und Tiernamen wurden zugezogen (Bär, Hirschi). Spitz- oder Übernamen waren auch nicht selten. Eine grössere Zahl wurde von der Rangordnung der Beamtung und Gesellschaft übernommen (Probst, Abt, Schultheiss, Vogt) Selbst himmlische Wesen mussten ihre Namen hergeben. So gibt es bekanntlich Engel und Engeli. Es wird allgemein angenommen, die Namen der weltlichen und kirchlichen Hierarchie seien den Rolleninhabern bei den mittelalterlichen Fasnachtspielen als Geschlechtsnamen geblieben. Fachleute berichten, dass die Familiennamen zwischen dem 11. und 16. Jahrhundert entstanden sind. Bei vielen Namen lassen sich Ursprung und Bedeutung nicht mehr zurückverfolgen; man ist auf Vermutungen angewiesen, die gerne zu Fehlschlüssel führen.

Deutung des Familiennamens Hallauer
Die Erklärung des Namens Hallauer ergibt sich von selbst. Es ist eine Herkunftsbezeichnung. Der erste Träger dieses Namens dürfte etwa im 11. oder 12 Jahrhundert gelebt haben, da der in lateinischer Sprache geschriebene Name "de hallowe" erstmals 1253 in der Stadt Schaffhausen erwähnt wird. Viele Briefe bezeugen in der Folge die Existenz dieser Namensträger. Dieses Geschlecht in Schaffhausen wird nie als ein adeliges beschrieben; dennoch war es ein sehr wohlhabendes und damals einflussreiches Patriziergeschlecht, das den Klöstern und Gotteshäusern viele Guttaten bewiesen hat. So war auch ein ordentlich gewählter Hallauer zu Schaffhausen zwischen 1427 und 1437 Bürger- und Unterbürgermeister. Es handelt sich dabei um Johann Hallower, Bürgermeister der Kaufleutstube. 1423 wurde er auch oberster Zunftmeister. In der Kaufleutstubentafel ist das alte Hallauer-Wappen enthalten. Es wird im 13. oder 14. Jahrhundert entstanden sein. In der Zeit der Kreuzzüge und der Blühte des Ritterwesens und der Gotik tauchten die ersten Wappen auf (12. Jahrhundert).

Frühe Namensnennungen
Im Jahre 1253 wird in Schaffhausen Folcmari de Hallowe genannt. die Vornamen wurden damals verschieden, phonetischen begründet geschrieben. Die gleiche Person wir auch als Volchmar oder Volkmarus genannt. Er war der Vater dreier Söhne, namens Burchardi, Nicolaus und Johannes. Die letzteren beiden waren um 1298 Mitglieder des Rats von Schaffhausen. Nicolaus de Hallowe war der Vater von mindestens drei Kindern. Es handelte sich um Katharina, Nikolaus und Johannes. Hermann de Hallowe wird ebenfalls 1253 erwähnt. Sein Sohn hiess Conrad. Ein weiterer Conrad, geboren 1291 zur Zeit des Rüttlischwures der Eidgenossen, war um 1331 Conventherr zu Allerheiligen in Schaffhausen. Um 1318 wird Peter der Hallöwer von Schaffhausen in Tergernau in einem habsburgischen Urbar genannt. Johann Hallöwer, Bürger zu Waldshut wird als Vogt in einem Kaufvertrag aufgeführt. 1372 wird womöglich der selbe Hans "dit der Hallow" erwähnt. Er zinst von einem Acker in Lächringen bei Waldshut. 1371 wird in Schaffhausen Hans Hallower erwähnt. 1292 sind es gemäss Steuerrodel Henni Hallow, Walther, gärwer Hallower, Bechlinus von Hallow, Haintz, Scherer Hallower, Sattler Hallower und dessen Frau Anna sowie Binder Hallower. In Waldshut ist 1380 ein Hans Hallower ansässig. Er ist dort Ratsmitglied. Ein Heinrich Hallower, Richter, wohnhaft beim scharzen Thor in Schaffhausen wird zwischen 1401 bis 1416 genannt. 1411 ist es Geber H. Hallauer, zuvor 1408 Eberli und 1416 abermals Eberli. Johannes von Hallow war seit 1409 Conventherr und Custos des Kosters Allerheiligen. Er starb gemäss Grabinschrift vermutlich 1414. Die Ziffern sind kaum leserlich. Sein Grab befindet sich heute in der St. Johanns-Kapelle; zuvor befanden sich seine Überreste in der Oswaldskapelle. Heinrich Halawer und seine Frau Anna von Kaiserstuhl werden am 13. Mai 1413 in einem Pergament aufgeführt. In einem Schuldschein aus dem Jahre 1437 für einen Bürger von Konstanz werden die Eheleute Hainrich Hallower und Verene eingetragen. Sie stammen von Schaffhausen. 1416 wird Burkhart, wohnhaft in der Schulgasse in Schaffhausen, erwähnt. Des Bürgermeisters Sohn Heinrich, wohnhaft wie der Vater in der Repfengasse, wird 1429 genannt. Hans Hollower war 1424 bis 1435 Spitalpfleger in Schaffhausen. 1426 wird derselbe als Oberpfleger genannt. Des Bürgermeisters Frau Elsbeth wurde 1449 schriftlich erwähnt. Ihr Ehegatte starb im Jahre 1441. Ein Ledergerber Hallower Burkhart wird 1416 genannt. Er muss in jungen Jahren gestorben sein. Seine unmündigen zwei Kinder Hans und Verena wurden 1426 durch einen Beistand namens Hans Hallower vertreten. Am 5. November 1449 starb ein Hermannus Hallower; sein Sohn hiess Rudolf, er war ein Barfüssermönch. Um 1449 wird Ida von Hallow, Conventualin von St. Katharinenthal genannt. Die Herrin Mäthild wird ohne Datumsangabe erwähnt. Am 25. November ? starb "swöster Mächtild". 1451 wird Hans Hallower, der Erbauer eines Gutes in Lienheim in der Grafschaft Baden, genannt.

In Thiengen war eine weitere Linie des gleichen Geschlechtes von Schaffhausen ansässig. 1356 werden Johans der Hallower, sein Kinder Adelheid und Hans genannt. Adelheid wurde im Kloster Berau untergebracht. Der Sohn Hans wird 1396 erwähnt. In seinem Schilde führte er einen Querbalken mit der Umschrift: S. ASINI. ROKOFATI. D. FLOREC. Seine Vorfahren dürften demnach Lombarden (Florentiner) gewesen sein. Thiengen (heute ohne h) liegt östlich von Waldshut in Deutschland. Auch im deutschen Nürnberg lebte ein Vetter des Bürgermeisters von Schaffhausen. Er nannte sich Wilhelm Hallower. Der Zweig in Schaffhausen ist wohl wegen seiner Freigiebigkeit gegenüber den Klöstern verarmt. Um jene Zeit ist es vielen Geschlechtern so ergangen. In einem Brief vom 12. Dezember 1453 des Schultheiss und Rathes zu Waltzhut an den Rath zu Rheinfelden wird aufgeführt, dass die von Rheinfelden den Hallöwer und sein fröwli (seine Frau) in Gefangenschaft genommen haben, weil dieser mit einem weiteren Beteiligten und seiner Frau in Manneskleidern sieben Rinder in Bül im Klettgau bei Nacht und Nebel gestohlen haben. Zudem haben sie einen "erbern" auf dem Raffzer Feld beraubt und ihm einen dürren Lachs oder Salm abgenommen. Diese Auflistung ist natürlich nicht vollständig. Viele weitere Urkunden zeugen davon, dass im Gebiet des Klettgaus viele Hallauer ansässig waren.

   
© Rolf Hallauer