Hallauer Güter in Schneisingen
Im schneisingerischen Hünikon ist sehr früh ein Gut bezeugt, das später "Mühle oder Hallauer-Gut" genannt wird. In einem Urbar von 1350 (bis 1359) wird in "Hunikon" nur eine Mühle verzeichnet. Folgender Eintrag ist im Urbar des Stiftes Sankt Blasien beschrieben:
" In Hunikon ...... item die Muli ze hunikon, und daz erb daz zu der muli hört und ist die muli gelegt zwisch der Truchsässme gut von Regensperg und vischlins schuppoz gilt ii mut Kernen. Die muli und daz erbgut hat hans in der muli von hunikon."
1406 sind noch keine Hallauer auf dieser noch bestehenden Mühle verzeichnet. Im Klingnauer Schloss-Urbar Nr. 66 aus dem 15. Jahrhundert (die unklare Datierung geht von 1417 bis 1517) wird ein Ulrich Hallauer genannt, der Güter auf Schneisinger Boden bewirtschaftete. Es handelte sich um die "Wurnalinger Schuppis" (Würenlinger-Schuppose), die ein Haus und davor eine Schür umfasste. Dazu gehörten Zälge am Berg, auf dem Emmet und im Äsch (auch Ösch). Der Hof war direkt am Hüniker Bach gelegen. Es handelt sich offenbar immer um die gleichen Güter. Nach Ulrich wird 1515 oder 1533 (unklare Datierung) Fridly Hallauer auf dem gleichen Gut als Besitzer aufgeführt. Nachher sind es Ulrich Wenzinger, Hans und Franz Dietrich Bucher und Hans Bucher. 1589 wird der in Hünikon gelegene Hof am Bach und an der Landstrasse gegen Baden, im Zinsbuch als "Hallauer Guet" genannt. Besitzer der Schueppos waren Hans und Heini Buecher. Die Schuppos umfasste ein Haus, ein Hof, ein Kraut- und Baumgarten. Das gleiche Gut wird 1605 folgendermassen in einem Urbar genannt:
"Hans Wentzicker für sich selbs und alls Trager hans Buechers zinst Jerlichen: Kernen ii Mütt: Von unnd ab Dem Mülli oder Hallauwer guot. welliches Mülli oder Hallauwer guot das Recht hat. das die Inhaber des selbigen Ein Müllin darauff Bauwen Mögend Onnegehindert Menigliches. und gehort darin: Erstlich Hauss unnd Hoff sampt Kraut unnd Bomgartens unden im dorff Zu Hüniken gelegen stost an den Bach und die Landt strass gan Baden."
Die Besitzer von 1605 hatten also noch das Mühlerecht auf ihrem Hofgut am Bach. Offenbar ist diese Mühle im 15. Jahrhundert aufgegeben worden oder einem anderen Schicksal verfallen. Fortan wird dieser Hof "Mühle oder Hallauwer-Hofft" genannt und später verbleibt nur noch der Name Hallauer-Hof.
Hallauer in und von Lengnau
Im Zehntenbuch der Kommende Leuggern liess sich auf Seite 14 folgender Eintrag Lengnau betreffend aus dem Jahre 1504 finden.
"Jtem aber ein Hauss und Hoff-
stadt, hat Clüwi Halllawer stost
ans brunnen Stückhli, deilt
sich in Zenden."
Clewi (auch Clüwi) Hallauer war demnach haushäblich und weder ein Tauner noch ein Hintersass in Lengnau. Sein Nachkomme könnte Fridly gewesen sein, der 1515 bzw. 1533 in Schneisingen sesshaft war. Ein Clewi (Niclaus) Hallauer aus Wilchingen wurde um diese Zeit ausgewiesen und er verlor teilweise seine Bürgerrechte in Wilchingen. Dieser Clewi aus dem Klettgau hatte sich mit der Tochter des Schaffhauser Scharfrichters vermählt. Zudem hatte er dem Knecht des Scharfrichters geholfen, ein Perd zu vergraben. Grund genug für einen Antrag auf Ausweisung und Entzug des Bürgerrechtes durch die Behörde in Wilchingen an die Obrigkeit in Schaffhausen. Es ist noch zu prüfen, ob es sich um diesen Clewi handelt, der sich später nach der ausgesprochnen Ausweisung in Lengnau und/oder Schneisingen nieder gelassen hat.
Schicksal eines Hallauers von Schneisingen
Der im Lenzburger Schloss gefangen gesetzte Hans Jörg Hallauer von Schneisingen wird 1619 nach zwei Foltertagen und 14 Tagen Gefangenschaft mit dem Schwert hingerichtet. Sein Leib wurde anschliessend auf dem Scheiterhaufen verbrannt. Im Todtenrodel von Lengnau ist der unrühmliche Abgang von Hans Jörg Hallauer von Schneisingen nicht verzeichnet. Immer waren Todesstrafen verbunden mit der Konfiskation des Vermögens der Hingerichteten durch die Obrigkeit. Das war für die Hinterbliebenen von vermöglichen Gerichteten sehr hart, indem sie nun in Elend und Armut gestürzt wurden. Den Verarmten blieb dann neben der Verachtung durch die Mitmenschen wegen der Hinrichtung ihres Angehörigen noch die Sorge um Brot und Unterkunft. Oft war ihr Absinken in die namenlosen Bettler und Landstreicher nicht aufzuhalten. Das Alter des "Göerg Hallower" ist in keinem Bericht festgehalten worden. Bisher ist nicht bekannt, ob er Frau und Kinder hatte. In der Amtsrechnung des Landvogtes von Lenzburg aus dem Jahre 1619 ist sorgsam verzeichnet worden, welche Kosten mit seiner Inhaftierung, seiner Gefangenschaft, seiner peinlichen Befragung und schliesslich mit seiner Hinrichtung verursacht wurden. Leider wird in dieser Amtsrechnung kein Hinweis dazu gegeben, weshalb seine Verurteilung erfolgte. Im Berner Ratsmanual vom Donnerstag, 3. Junÿ 1619 sind die Taten des angeschuldigten Hallauer aufgeführt, es fehlen jedoch die Tatumstände und die Angaben zu den Opfern. Im Namensregister der Rathsmanual steht unter dem Buchstaben H folgendes geschrieben:
"Hallower Geörg soll für das Landgricht gstelt werden." Dann der Grund für seine Hinrichtung:
"Läntzburg, sol Geörg Hallower, dem gfangnen Dieben Sodomiten und Mörder für Landtgricht sollen, undt ergkent urteil an ......."
Der letzte Hallauer von Schneisingen
Wie bereits beschrieben ist das Schneisinger Hallauer-Geschlecht ausgestorben. Es lebt hingegen im verbliebenen Zweig der Hallauer von Suhr weiter. Der Pfarrer Keller in Schneisingen beschreibt den letzten Hallauer von Schneisingen um ca. 1860 wie folgt: "Hallauer wird erlöschen, da nur noch ein alter, lediger französischer Söldling dem Grabe zuwankt. "Hallauer Fr.(Franz) Joseph - der noch einzige, sei geb. 16. Dez. 1804. - Ein alter Söldner, der sich in der Kirche sogar zu Ostern nicht sehen lässt, im Übrigen aber kein bösartiges Subjekt ist. Einige Jahre vor seinem Tode fleissig im Besuche des kirchlichen Gottesdienstes und hat auch die Sterbsakramente empfangen. Hatte einen grossen Kropf, der ihm im Kantonspital Königsfelden glücklich ab dem Halse gebracht worden; ohne Kropf dann lebte er körperlich und sittlich besser!" Franz Joseph Hallauer starb am 18. März 1860, seines Alters 55 Jahre und drei Monate.
Rolf T. Hallauer, von Suhr, geb. 1958